weiterer Lebensweg

Arthur Schopenhauer war ein Einzelgänger, in Frankfurt galt der Gelehrte nach Einschätzung von Chronisten als „verkannter Niemand“.
Er hielt sich zeitlebens einen Pudel. Dessen Name war immer Atman, nach dem Sanskrit-Wort für Lebenshauch, Atem, in der Tradition der Upanishaden die Essenz des Selbst, bzw. die Einzelseele als Teil des Brahman, der „Weltseele“. Wenn ein Hund starb, was etwa alle 10 Jahre vorkam, erwarb er jeweils einen ähnlich aussehenden Pudel. Schopenhauer war der philosophischen Auffassung, dass jeder Hund gleichzeitig jeden anderen Hund enthalte. „Des Pudels Kern“ (Goethe) ging also nie verloren. Für Menschen galt ihm sinngemäß das Gleiche. Wie er gestikulierend im Selbstgespräch mit seinem Pudel am Mainufer spazierte, hat unter anderem der Lokaldichter Friedrich Stoltze bespöttelt.

Der Tagesablauf des Philosophen, der sich 1836 nach langem Schweigen mit seinem Werk Ueber den Willen in der Natur wieder zu Wort meldete, war streng geregelt: morgens die Arbeit am Schreibtisch, Flöte spielen regelmäßig vor dem Mittagessen. Die Mahlzeiten hat Arthur Schopenhauer nach der Überlieferung seiner Biographen stets in Gasthäusern eingenommen.[4] Mit 55 Jahren bezog der Philosoph, der bis dahin meist zur Untermiete gewohnt hatte, am Mainufer, an der Schönen Aussicht 17, eine eigene Wohnung, die er 16 Jahre lang behielt. Als das Schopenhauerhaus aber ist die Nachbaradresse in die Geschichte eingegangen, das riesige Palais Schöne Aussicht 16, sein Sterbehaus.

1837 griff Schopenhauer in die Gestaltung der Gesamtausgabe der Schriften Immanuel Kants ein, indem er erfolgreich für die Aufnahme der ersten Fassung der Kritik der reinen Vernunft anstatt der zweiten Fassung plädierte.

1838 starb Schopenhauers Mutter, im folgenden Jahr krönte die Königlich Norwegische Societät der Wissenschaften seine Preisschrift Ueber die Freiheit des menschlichen Willens. 1841 erschien sie, zusammen mit einer anderen, nicht gekrönten Preisschrift, Ueber das Fundament der Moral, unter dem zusammenfassenden Titel Die beiden Grundprobleme der Ethik.

Als erster einer Reihe von „Aposteln und Evangelisten“ Schopenhauers war 1840 Julius Frauenstädt aufgetreten. Der zweite, Friedrich Dorguth, nannte 1843 in seiner Schrift Die falsche Wurzel des Idealrealismus den noch wenig bekannten Schopenhauer einen Denker von weltgeschichtlicher Bedeutung.

1843 hatte Schopenhauer den zweiten Band seines Hauptwerkes vollendet und wandte sich erneut an den Verlag, der inzwischen von Heinrich Brockhaus geleitet wurde, mit der Bitte um Veröffentlichung. Nach einem Briefwechsel, der von gegenseitigem Respekt zeugt, erschien 1844 die ergänzte und überarbeitete 2. Auflage von Die Welt als Wille und Vorstellung.

1851 kamen die Parerga und Paralipomena (2 Bände) mit den Aphorismen zur Lebensweisheit heraus.

Richard Wagner ließ dem von ihm verehrten Schopenhauer seine Dichtung Der Ring des Nibelungen überreichen. Julius Frauenstädts Brief über die Schopenhauer’sche Philosophie erschien. Eine Serie von Schopenhauer-Porträts von Jules Lunteschütz und anderen Künstlern entstand. Im Mai 1857 besuchte Friedrich Hebbel Schopenhauer in Gesellschaft Wilhelm Jordans.

Im Sommer des Jahres 1859 rettete der häufig als Misanthrop bezeichnete Schopenhauer den neunjährigen Julius Frank vor dem Ertrinken.

Über „die Frauen“ äußerte Schopenhauer sich häufig negativ:

„Sie sind sexus sequior, das in jedem Betracht zurückstehende, zweite Geschlecht, dessen Schwäche man demnach schonen soll, aber welchem Ehrfurcht zu bezeugen über die Maßen lächerlich ist und uns in ihren eigenen Augen herabsetzt. […] Mit mehr Fug, als das schöne, könnte man das weibliche Geschlecht das unästhetische nennen. Weder für Musik, noch Poesie, noch bildende Künste haben sie wirklich und wahrhaftig Sinn und Empfänglichkeit; sondern bloße Aefferei, zum Behuf ihrer Gefallsucht, ist es, wenn sie solche affektiren und vorgeben.“

– Essay „Über die Weiber“ (1851)

Daher sind laut Schopenhauer über sexuelle Leidenschaft hinausgehende Liebesbeziehungen zwischen Männern und Frauen nicht möglich:

„Alle Verliebtheit, wie ätherisch [fein, geistig] sie sich auch gebärden mag, wurzelt allein im Geschlechtstriebe.“

Das Heiraten verwarf er stets – wohl auch gegründet in den verunsichernden Erfahrungen im Elternhaus:

„Heiraten heißt das Mögliche thun, einander zum Ekel zu werden. […] seine Rechte zu halbieren und seine Pflichten zu verdoppeln. […] Heiraten heißt, mit verbundenen Augen in einen Sack greifen und hoffen, dass man einen Aal aus einem Haufen Schlangen herausfinde.“

Über den jüdischen Glauben äußerte sich Schopenhauer eher abschätzig, z. B. bezeichnete er ihn (in Die Welt als Wille und Vorstellung und Paralipomena und Parerga) als „roh“ und „barbarisch“. Er hielt ihn angesichts seiner eigenen pessimistischen Weltsicht für zu optimistisch und machte ihm eine angebliche Unempfindsamkeit gegenüber Tieren zum Vorwurf. Trotzdem hatte er im Alltag Kontakte zu einigen Juden.[5]

Die ihm erst spät angetragene Mitgliedschaft in der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Berlin lehnte Schopenhauer ab.

Am 9. September 1860 erkrankte er an einer Lungenentzündung. Nach monatelangen „Atmungsbeschwerden mit starkem Herzklopfen im Gehen“ starb Schopenhauer am 21. September 1860 in der Schönen Aussicht 16 in Frankfurt am Main. Am 26. September wurde er auf dem Frankfurter Hauptfriedhof beigesetzt.

Erst nach seinem Tod wurde 1864 seine Schrift Eristische Dialektik. Die Kunst, Recht zu behalten veröffentlicht. Schopenhauer formuliert darin 38 rhetorische Kunstgriffe, die es ermöglichen sollen, aus Streitgesprächen als Sieger hervorzugehen, sogar wenn Tatsachen gegen die eingenommene Position sprechen. Die polemisch gegen den Diskussionsstil seiner Zeitgenossen gerichteten Kunstgriffe liefern Beispiele für rabulistische Argumentation und bieten Hinweise auf die durch sie verursachten Fehlschlüsse.




Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Arthur Schopenhauer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz Seite/lokale-fdl.txt GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.